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Ludwig-Marum-Preis

25. Verleihung des Ludwig-Marum-Preises: Auszeichnung der Jugendfeuerwehr Pfinztal

Viele Interessierte waren am Dienstagabend in der Aula des Ludwig-Marum-Gymnasiums erschienen, um der Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus und der 25. Preisverleihung der Ludwig-Marum-Stiftung beizuwohnen. Jährlich werden Personen, Vereine oder Institutionen gewürdigt, die sich im Sinne des schulischen Namensgebers in besonderem Maße durch vorbildliches Sozialverhalten auszeichnen, sich mit der Geschichte verfolgter Minderheiten auseinandersetzen oder Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung setzen. In diesem Jahr fiel der mit 500€ dotierte Preis der Jugendfeuerwehr Pfinztal zu, in deren Reihen jede/r willkommen ist und die sich mit Teamgeist und Tatkraft für die Gemeinschaft einsetzt.

„Power Emotions“ – der Name war Programm bei dem von Emmi Siegele (J1) vorgetragenen Klavierstück, das mit dramatischen und melancholischen Passagen auf den Abend einstimmte. Schulleiterin Elke Engelmann begrüßte die Anwesenden und begann ihre Rede mit der Nennung einiger Pfinztaler und Grötzinger BürgerInnen, die den Euthanasie-Verbrechen der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Deren Namen sind nur wenige von mehr als 10.500, eingraviert auf der Bronzetafel auf dem Friedhof Grafeneck, wo im Zuge der Aktion T4 „lebensunwertes Leben“ vernichtet wurde. Vor dem Hintergrund, dass Menschen damals in Kategorien eingeteilt wurden – zum Beispiel in Juden und Nichtjuden – und heute diskriminierende Begriffe wie „biodeutsch“ verstärkt verwendet werden, stellte die Schulleiterin die Frage, in welche Kategorie man selbst wohl gesteckt würde und wo man sich gerne sähe. „Es gibt nur eine Schublade, und die heißt Mensch“, konstatierte Engelmann und erhielt großen Beifall.

Anschließend ergriff Pfinztals Bürgermeisterin Nicola Bodner das Wort und übertrug die Botschaft eines Kinderlieds, „wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt“, auf den Beitrag, den jede/r Einzelne innerhalb der Gesellschaft leisten kann. Für andere eingesetzt hätten sich auch alle Namensgeber der unterschiedlichen Schulen und Hallen des Bildungszentrums: Ludwig Marum, die Geschwister Scholl und Julius Hirsch. Am Beispiel des letztgenannten jüdischstämmigen Fußballspielers, der im Ersten Weltkrieg an der Front gedient und sich mit seinen sportlichen Leistungen jahrelang um den Karlsruher Fußballverein verdient gemacht hatte, verdeutlichte Bodner die Fassungslosigkeit der damals von Ausgrenzung Betroffenen. 1933 wurden jüdische Mitglieder von den Sportvereinen ausgeschlossen – so auch Hirsch nach knapp 30 Jahren Mitgliedschaft beim Karlsruher FV. Julius Hirsch‘ Geschichte endete mit der Deportation nach Auschwitz, wo sich seine Spur verlor. Abschließend sprach Bodner der Jugendfeuerwehr Pfinztal ihren Dank und ihre Wertschätzung für die im Stillen geleistete Jugendarbeit aus, bei welcher jedes Mitglied Teil der Gemeinschaft ist.

Daran schloss sich Clara Häfners (J2) und Mila Grgics (Kl. 7) mitreißende Interpretation von Lady Gagas Song „Come To Mama“ an. Darin heißt es: „Everybody's got to love each other; Stop throwin' stones at your sisters and your brothers“.

Die Gedenkrede hielt Daniel Born, Vizepräsident des baden-württembergischen Landtags, der kurzfristig für den erkrankten Landtagsabgeordneten Andreas Stoch, Fraktionsvorsitzender der SPD Baden-Württemberg, eingesprungen war. Schnell gelang es Born, eine Verbindung zu den Anwesenden, insbesondere den jugendlichen Gästen herzustellen. Am Beispiel Ludwig Marums, der im Alter von 51 Jahren im Konzentrationslager Kislau ermordet wurde, erinnerte Born daran, dass Deutschland nicht nur die Opfer des Nationalsozialismus zu beklagen hätte, sondern auch „Millionen Geschichten, die nicht [zu Ende] erzählt werden konnten.“ Auch wurde Born sehr persönlich und berichtete von seinen Ängsten als Vierzehnjähriger, als er merkte, dass er homosexuell ist. „Zur Zeit der Nazis wäre ich als Mann ermordet worden. […] Aber die Nazis hatten nicht das letzte Wort: wir sind eine lebendige, freie, solidarische und vielfältige Demokratie geworden. Heute würde ich zu dem vierzehnjährigen Daniel sagen: mach dir keine Sorgen. Du findest jemanden, der dich liebt und du kannst auf diese Demokratie bauen.“

Nach anhaltendem tosendem Applaus des Publikums leiteten Clara und Mila mit ihrem feurigen musikalischen Beitrag zu den diesjährigen Preisträgern über: der Jugendfeuerwehr Pfinztal.
Die Laudatio hielt Christina Neumann-Martin, eine der jüngsten Abgeordneten im Landtag, die die Jugendfeuerwehr Pfinztal bei diversen Gelegenheiten schon in Aktion erleben durfte. Die 78 Kinder zwischen 8 und 17 Jahren lernten im wahrsten und im übertragenen Sinne, wie man brenzlige Situation meistere, so Neumann-Martin. Über das gemeinsame Üben der Löschangriffe hinaus engagierten sich die jungen MitgliederInnen bei Festivitäten der Feuerwehr, führten Kinder durch Parcours oder beteiligten sich an anderen gemeinnützigen Aktionen wie der Baumpflanzaktion „Das Blatt wenden - Gemeinsam für die Zukunft unserer Wälder“ im Jahr 2023. Die Landtagsabgeordnete gratulierte den PreisträgerInnen: „Ihr habt gezeigt, was es heißt, sich für eine sichere Zukunft einzusetzen. Euer außergewöhnliches Engagement ist ein leuchtendes Beispiel und eine Inspiration. […] Herzlichen Glückwunsch!“

Das Kuratorium der Ludwig-Marum-Stiftung, bestehend aus den Lehrkräften Rebecca Winter und Rüdiger Horst, Schülervertreterin Elina Hahn, Elternvertreter Jörg Schäfer, Schulleiterin Elke Engelmann und Bürgermeisterin Nicola Bodner, überreichte unter großem Beifall den Preis an die VerteterInnen der Jugendfeuerwehr Pfinztal, die in Blaumann und Uniform erschienen waren. Es gehe um mehr als das Erlernen von Feuerwehrtechnik, so die stellvertretende Jugendwartin Anna Becker. „Engagement ist für uns keine Ausnahme, sondern Normalität. Die Feuerwehr lebt vom Miteinander und der Gemeinschaft, der Kameradschaft.“

Auch Alexander Marum, einer der Ururenkel Ludwig Marums, war anwesend, beglückwünschte die Jugendfeuerwehr und wünschte viel Erfolg bei der Fortsetzung dieser tollen Arbeit.
Mit vier Tanzsätzen aus „Choreae Hungaricae“ von Ferenc Farkas läutete das Kammerensemble unter der Leitung von Harriet Fischer den beschwingten Ausklang des denkwürdigen Abends ein.

Sylvia Silvery