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Ludwig-Marum-Preis

24. Preisverleihung der Ludwig-Marum-Stiftung

Mit der Fantasia in d-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart eröffnete Camilo Cardenas (J2) am Klavier die 24. Preisverleihung der Ludwig-Marum-Stiftung in der Schulaula am Abend des ersten Februars 2024. Gefühlvoll gespielt, zum Nachdenken anregend und die Bandbreite von melancholisch bis heiter aufspannend nahm das Musikstück im Kleinen die Progression der Veranstaltung, die sowohl Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus als auch Feier der diesjährigen Preisträger, der Initiative PfinziWATZ, in sich vereinte, vorweg:

Schulleiterin Elke Engelmann begrüßte die Gäste und machte anhand des Schicksals des Bruchsaler Juden Albert Bärs, der 1942 gemeinsam mit seiner Frau Jenny nach Auschwitz deportiert wurde und dort den Tod fand, das damalige Leid der Menschen spürbar. Antisemitismus sei in Deutschland nie verschwunden, so die Schulleiterin, gerade flamme er erneut auf: „Deshalb ist es die Pflicht jedes Einzelnen und jeder Einzelner, Ausgrenzung zu verhindern und Haltung zu zeigen, sei es im Pausenhof oder im Parlament.“

Mit dem Song Speechless von Naomi Scott verlieh Katie Lee (J2) dieser Forderung Nachdruck. Zur eigenen Gitarrenbegleitung sang die Oberstufenschülerin ausdrucksstark „I won’t be silenced, you can’t keep me quiet.“

Bürgermeisterin Nicola Bodner schlug anschließend die Brücke vom Gesangsbeitrag zur gelebten Zivilcourage am LMG: Die Schule habe sich auf den Weg gemacht, im Sinne Ludwig Marums zu handeln und zu leben, pflege mit verschiedenen Aktionen, beispielsweise dem Ludwig-Marum-Tag oder Begegnungen mit Angehörigen des Namensgebers, die Erinnerungskultur und sei unter anderem deswegen auch als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet worden, so Bodner. Auch die Ferienstadt PfinziWATZ verkörpere die Ideale Marums, da Kinder aller Schichten willkommen seien und auf die Zukunft vorbereitet würden, Demokratie gelebt und soziales Engagement vorgelebt werde. „Mehr geht nicht“ lautete das Fazit der Bürgermeisterin, die sich jedes Jahr auf das PfinziWATZ-Stadtfest freue, auf einen Ort voller Freude, Kreativität und Engagement.

Die Gedenkrede wurde in diesem Jahr vom emeritierten Oberkirchenrat Johannes Stockmeier gehalten, dem es schnell gelang, einen Draht zu den anwesenden SchülerInnen im Publikum herzustellen. „Eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus – was hat das mit Ihrem Leben als Sechzehnjährige im Jahr 2024 zu tun?“ – diese Frage und weitere Standpunkte sprachen den Jugendlichen sicher aus der Seele. Gedenken sei auch nachdenken, so Stockmeier. Ziel sei es, eigene Antworten zu suchen und zu finden. Er erzählte von seiner Familie – dem Vater, der während des Zweiten Weltkriegs Sanitätsdienst an der Ostfront geleistet und seinem Sohn kaum etwas von dieser Zeit berichtet hatte, den Großeltern, die ihre Gemeinde verlassen mussten, da die Großmutter vehement den Hitlergruß verweigert hatte – und seinem eigenen geschichtlichen Interesse, verbunden mit dem Suchen nach Antworten. Wie Schulleiterin Elke Engelmann sei auch er zutiefst beunruhigt angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen. Er könne nicht verstehen, dass uns all das Wissen, die Forschungen und die Zeitzeugenberichte über die menschengemachte Hölle nicht Besseres gelehrt haben als wieder auf die Stimmungsmache rechts- oder linksradikaler Parteien hereinzufallen. Stockmeier machte darauf aufmerksam, dass viele SchülerInnen demnächst erstmalig von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen könnten und forderte diese auf, dies auch zu tun und mehr noch: „Besuchen Sie auch Wahlkampfveranstaltungen, stellen Sie unliebsame Fragen und finden Sie Ihre eigenen Antworten. […] Doch mit wem Sie auch diskutieren, reden, streiten: Verachten Sie niemanden. Ludwig Marum wurde gezielt der Verachtung ausgesetzt und entwürdigt. Mit dieser Verachtung eines jüdischen Bürgers beginnt der Weg, der dann in die Hölle von Auschwitz führt.“

Der nachfolgende Gesangsbeitrag von Sarah und Leah Faulhaber, Clara Häfner, Nina Müller, Katie Lee und Julius Vater (allesamt OberstufenschülerInnen) knüpfte thematisch an die Schlussgedanken Stockmeiers an: A cappella bot das Ensemble den amerikanischen Folk- und Gospelsong „Wayfaring Stranger“ dar und erntete für den facettenreichen und intonationssicheren Vortrag tosenden Applaus.
Humorvoll und ‚symbadisch‘ rückte Jens Wagner, Pfinztaler Vertreter des BGV, die diesjährigen Preisträger schließlich in den Mittelpunkt der Betrachtung. Um seine Freizeit zu opfern, monatelang zu planen, am besten für die Ferienwoche noch Urlaub zu nehmen – dazu gehöre, so Wagner, „ein ordentlicher Schuss.“ Bei PfinziWATZ, einem Ferienbetreuungsprogramm für Kinder, werde Teamplay großgeschrieben: generationenübergreifend werde Hand in Hand ehrenamtlich gearbeitet, gemeinsam Ziele entwickelt und verfolgt, Demokratie inklusive Bürgermeisterwahl gelebt, anhand der Pfinzos der richtige Umgang mit Geld gelernt und vieles mehr. „12 Jahre PfinziWATZ – das sind 12 Jahre Engagement, Ehrenamt, Teambuilding, Kreativität und Spaß“, fasste Wagner am Ende zusammen.
Die Mitglieder des Kuratoriums der Ludwig-Marum-Stiftung mit den Vorsitzenden Nicola Bodner und Elke Engelmann überreichten anschließend Bernhard Stobitzer, stellvertretend für das gesamte PfinziWATZ-Team, den mit 500€ dotierten Preis. Jens Wagner legte noch 250€ des BGV, welcher die Initiative schon seit Jahren unterstützt, obendrauf.

Bernhard Stobitzer initiierte zu Beginn seiner Dankesworte großen Beifall für all diejenigen, die PfinziWATZ schon einmal in irgendeiner Form, ob als Teamer, in der Küche oder mit einer Spende, unterstützt haben. Stolz blicke er auf das, was sie gemeinsam in den letzten 12 Jahren auf die Beine gestellt haben. Es sei ein ständiger Lernprozess und zu diesem gehöre auch, „loslassen zu können und anderen die Chance zu geben, eigene Dinge zu tun“. Damit leitete er zum Auftritt der PfinziWATZ-Band über, die mittlerweile nicht mehr unter seiner, sondern unter der Leitung seines Sohnes Henry Stobitzer spielt. Mit dem PfinziWATZ-Lied gelang ein fließender Übergang vom förmlichen Teil der Veranstaltung zum geselligen Umtrunk im Anschluss. Nicht nur die eingefleischten FerienstädtlerInnen sangen und tanzten mit – spätestens bei der Zugabe der Band saß keiner mehr still.

Sylvia Silvery